
Mein schönster Ausflug des ganzen Türkei-Urlaubs war eindeutig unser Tagestrip nach Pamukkale. Die Tour buchten wir über unseren Reiseveranstalter und wegen unseres Zimmerdebakels bei unserer Ankunft bekamen wir eine Fahrt zum „Antiken Side“ gratis als Entschädigung dazu.
Pamukkale – Verdientes UNESCO-Weltkulturerbe
Früh am Morgen (6:10 Uhr) ging es mit dem Reisebus los auf den Weg nach Pamukkale. Der Reiseleiter sprach recht gut Deutsch. Mir ist aufgefallen: Als ich in Tschechien war, sagte die Touristenbegleiterin immer : „Sehen Sie hier, bitte sehr… Da ist eine Mauer, bitte sehr…“ In der Türkei wurde es ersetzt durch: „Liebe Damen und Herren, wir sind bald da…. Liebe Damen und Herren, denken Sie! Damals war das so… Liebe Damen und Herren, denken Sie! Die Byzantiner…“ Habt ihr mit solchen Floskeln auch Erfahrungen gemacht? Und mich würde auch Deutschland dabei sehr interessieren! Hat schon einmal jemand eine Tour mitgemacht und weiß, ob wir Deutschen auch solche Floskeln haben? Ich weiß, das ist ganz individuell, aber sehr interessant.
Taurusgebirge Denizli
Wir fuhren über das Taurusgebirge (wo wir uns bei der Toilettenpausen im Shop mit mega leckeren Keksen eindeckten) und durch Denizli. Nebenbei bekamen wir einen Intensivkurs in der türkischen Geschichte. Viele Erzählungen kannte ich erstaunlicherweise noch aus dem Geschichts- und Lateinunterricht. Wobei unser Reiseleiter die Sage um Paris, Helena und Troja theoretisch vollkommen falsch erzählt hat. Wetten, er hat nur den Film „Troja“ gesehen? In Denizli sollen übrigens die Kostüme zum Film „Troja“ und auch die Einladungskarten zur Royalhochzeit von William und Kate hergestellt worden sein. Auf dem Weg aßen wir in einem (Kantinen-)Restaurant außerhalb zu Mittag (Buffet, mussten wir bezahlen). Dabei habe ich mir an den Nudeln mit Joghurt (oder Ayran?) – ich dachte, das sei Nudelsoße – den Magen verdorben. Zum Glück fing mein Magen erst nachts im Hotel an zu rumoren… Die Köche sprachen mich die ganze Zeit auf Russisch an und redeten mit mir, anscheinend wirke ich osteuropäisch. Lächeln und winken 😉
Pamukkale selbst kann man nicht gut beschreiben, man muss es sehen! Dort haben sich riesige weiße Kalkterrassen gebildet. Die Fotos sagen hoffentlich alles, es war wunderschön. ♥
Hierapolis
Alle Bilder ansehenKalkterrassen
Alle Bilder ansehenAntikes Side – Tempel, Thermen und … Schmuckmillionäre?!
Dank meiner selbstverschuldeten Magenschmerzen durch die Joghurt-Nudeln musste ich ein paar Tage im Bett verbringen, war aber am Samstag nach unserem Pamukkale Ausflug soweit wiederhergestellt, dass ich mit auf unsere Gratistour zum antiken Side fuhr. Kaiser Vespasian besuchte Side in seiner römischen Zeit und das große Tor vor dem Amphitheater wurde nach ihm benannt. Allgemein fühlt man sich in den antiken Städten der Türkei in die römische Zeit zurückversetzt. Es gab wunderschöne Apoll-, Artemis– und Dionysos-Tempel, Amphitheater, Bibliotheken, Thermen… Aber seht selbst:
Alle Bilder ansehenDa das Ganze eine Werbefahrt war (weswegen wir sie garantiert auch gratis bekommen haben) fuhr der Busfahrer auf dem Rückweg eine Goldschmuckmanufaktur an. Wir wurden von der deutschen Frau Sindy begrüßt, die wirklich sehr nett war. Da war sie aber auch die Einzige in der ganzen Manufaktur. Der Rest der Verkäufer versuchten alles, um ihre teuren Sachen zu verkaufen. Meine Mutter fand ein paar Ohrringe „ganz hübsch“ und der Verkäufer holte sie sofort zum Anhalten aus der Vitrine. Als ich von der Toilette kam, saßen meine Eltern mit ihm an einem Verkaufstisch. Er in einem hohen Schreibtischstuhl, meine Eltern vor dem Tisch in tiefen, weichen Sesseln. Selbstverständlich mit Apfeltee. Mir wurde aus Mangel an Alternativen ein Schreibtischstuhl dazu geschoben, die Vorgesetzten der Verkäufer reagierten daraufhin sehr gereizt. Wir wollten eigentlich gar nichts kaufen, es ging trotzdem hin und her und nach langem Gerede meinte der Verkäufer, das günstigste Angebot, das er uns machen könnte, wären 350€. Mein Vater versuchte ihm freundlich zu erklären, dass wir das Geld nicht für Schmuck ausgeben möchten, da wir 1. erst ein Haus gebaut haben und 2. ja eigentlich gar nichts erwerben möchten. Es wurde entgegnet: „Meiner Meinung nach kann man sich doch 350€ mal eben so leisten. Ich mache das ständig!“ … Soso, in Schmuckmillionär also?
Also so wie Sie hier sitzen und es mir hier erklären, müsste ich ja denken, Sie seien alle arbeitslos.
Wir lächelten, verabschiedeten uns und gingen. Unseren Abschied begleiteten die Verkäufer mit den gängigen Schimpfwörtern auf Türkisch – ob sie dachten, wir verstünden sie nicht? Wahrscheinlich. Der Sindy war die ganze Situation sichtlich unangenehm. Keiner aus unserem Bus hat nach dieser Dreistigkeit etwas gekauft.
Mein Fazit zum Familienurlaub bleibt bei stark gemischten Gefühlen. Wir haben sowohl wahnsinnig nette als auch unfreundliche Einheimische kennengelernt, so wie in jedem Land. Der Besuch der antiken Stätten und des Meeres waren wunderschöne Erlebnisse, allerdings habe ich mich allgemein während des Urlaubs nicht wohlgefühlt. Ich bin doch ziemlich introvertiert und werde nicht gerne alle paar Minuten von der Seite angeredet. Ich hoffe, dass mich irgendwann ein erneuter Besuch in einer komplett anderen Gegend von der Schönheit des Landes vollends überzeugen kann.

Was meinst du dazu?